...im Jahr 2012


Hervorragendes Jubiläumsprogramm zum 160-jährigen Bestehen.

Liederkranz: Langer Beifall für tolles Konzert.

LORSCH. Der Gesangverein Liederkranz bescherte zu seiner Jubelfeier ein Konzert, das an feinfühligem Esprit und fesselnder Dynamik kaum zu überbieten war. Mit stehenden Ovationen verabschiedete das Publikum die Sängerinnen und Sänger, die mit einer gelungenen Darbietung über gut eine Stunde hinweg die Zuhörer am Sonntag in der bis auf den letzten Platz gefüllten Kirche St. Nazarius fesselten. Der Chor unter Leitung von Ivan Mladenov zog zu seinem 160. Geburtstag eine Kette an edlen Perlen der geistlichen Chormusik auf.


Selbst bekannte Spirituals, die längst zu den Ohrwürmern zählen, brachten vor allem durch spritzige Arrangements farbenprächtige Akzente ein. Der Abschluss setzte dem Konzert die Krone auf. „Jerusalem" -komponiert von Stephan Adams und von Fritz Ihlau getextet - bringt in einem sehnsuchtsvollen Tenor den Wunsch nach Frieden und Gerechtigkeit zum Ausdruck. In eindringlichem und kraftvollem Bariton ebnete Veliko Totev ein Fundament, auf dem das Ensemble einen vielschichtigen Dialog der Stimmen zu einem gewaltigen Tonwerk aufbaute.


Sowohl der gemischte Chor als auch die Nachwuchsgruppe „Musix" setzten kunstvoll die fein abgestimmten Facetten zusammen, denen eine dynamische Homogenität innewohnte. Das Publikum beantwortete den Vortrag mit einem Sturm der Begeisterung. Das Konzert schöpfte insgesamt aus einem reichhaltigen Repertoire an geistlicher Musik. Mal schlug der gemischte Chor einen Bogen von der Renaissance bis ins 20. Jahrhundert hinein; mal zog „Musix" mit zarten, beschwingten Gospelklängen in den Bann.


Man ließ dem „Ave Maria" - von dem Belgier Jacques Arcadelt geschrieben - das „Vater unser" von Nicolas Kedroff, einem russischen Komponisten aus der neueren Zeit, folgen. Der Liederkranz öffnete damit musikalische wie auch geografische Türen. Hier wie dort unterbreiteten die Sänger mit einer innigen Bedächtigkeit und stets in einem differenzierten Kanon durchgehend einen niveauvollen Vortrag. „Lacrimosa" aus Mozarts Requiem und „Requiem aeternam" von Giuseppe Verdi boten dem Ensemble eine wunderbare Vorlage, um in einer schöpferischen Ausdruckskraft ein beachtliches Kunstwerk zu entwickeln.


Im zweiten Lied setzte die Sopranistin Monika Volk zusammen mit dem Chor zu einem famosen Gesangsdialog an, der die tiefe Melancholie und klagende Trauer spüren ließ. Mit glasklarer Stimme bewegte sich die Sopranistin souverän auf gesanglich schwierigen Gefilden, als sie aus Rossinis „Petit Messe solennelle" zitierte.


Mit dem jungen Chor „Musix" hat sich der Liederkranz ein zweites Standbein geschaffen, das offenbar seine Heimat in der Gospelmusik gefunden hat. Zumindest lässt nicht nur die Auswahl der interpretierten Stücke den Schluss zu. Durchaus bekannte Melodien, wie etwa „When the Saints", präsentierte er spannend arrangiert und facettenreich intoniert. Anja Wetzel trat als Solistin in den Vordergrund, die in einen dynamischen Dialog mit dem Ensemble entfachte.


In „O my Lord" gab Oliver Schneller als Solist den Ton in der Reihe der Stücke an, die aus dem „schwarzen" Amerika stammen. Mit dem Jubiläumskonzert ließ der Liederkranz wahrlich aufhorchen. Er zeigte Potenziale auf hohem Niveau. Ein großes Lob gebührt dem Dirigenten Ivan Mladenov, der mit Fingerspitzengefühl farbige Arrangements erarbeitete, die sich in einer beachtlichen Klangvielfalt spiegeln.


A. Parzinger


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